Der Deutschen Bahn wurden kürzlich 200 Millionen Euro für Zugverspätungen und -ausfälle im Jahr 2024 in Rechnung gestellt. Vor einem Jahr lag die „Strafe“ noch bei 70 Millionen Euro weniger. Ist die deutsche Bahn am Ende oder gibt es noch Hoffnung? Wir gehen der Sache auf den Grund.
Warum so hohe Geldbeträge?
In Deutschland ist es üblich, dass die Entschädigung bei Flugverspätungen ein gesetzlicher Anspruch des Fluggastes ist (überall, oder?). Und bei der Bahn gilt eine Verspätung von 6 Minuten oder mehr als Verspätung. Die Deutsche Bahn hat sich im Laufe der Jahre einen Ruf als nationale Enttäuschung erworben. Im Jahr 2024 kamen mehr als ein Drittel der Hochgeschwindigkeitsfahrten nicht pünktlich an – das ist übrigens der schlechteste Wert der letzten 21 Jahre. Bei den Regionalzügen sieht es etwas besser aus – nur einer von zehn war verspätet. Aber sie haben ihre eigenen Probleme: Die Züge sind so überfüllt, dass die Fahrgäste (selbst mit Fahrkarte) oft stehen oder auf den nächsten Zug warten müssen. Insgesamt haben im vergangenen Jahr fast 7 Millionen Menschen gegen die DB geklagt. Jetzt muss das Unternehmen reagieren.
Die Situation hat sich zumindest in den letzten vier Jahren nicht verändert (oder besser gesagt, sie hat sich verändert, aber eher negativ). Die sozialen Medien sind voll von Beiträgen mit den unterschiedlichsten Gründen für Zugverspätungen. Die Medien versuchen herauszufinden, was mit der Deutschen Bahn los ist. Die deutschen Behörden (denen das Unternehmen eigentlich gehört) versprechen, alles in den Griff zu bekommen. Aber es gibt immer weniger Hoffnung.
Warum haben die Züge in Deutschland immer Verspätung?
Foto regional.bahn.de
Die Probleme der DB begannen lange bevor wir im Internet darüber diskutierten.
Die Eisenbahn in Deutschland (damals ein Meisterwerk der Technik!) wurde bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt. Doch bereits in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts begann ihre Popularität zu schwinden: In der Welt (und insbesondere in Deutschland) setzte ein neuer Trend zum Auto ein. Die Behörden des Landes investierten so aktiv in den Ausbau der Autobahnen, dass die Eisenbahninfrastruktur vernachlässigt wurde – heute sind etwa 80 % der Flüge deswegen verspätet.
Als die neue Koalitionsregierung beschloss, den Trend zum umweltfreundlichen Verkehr wiederzubeleben, war die nationale Fluggesellschaft nicht darauf vorbereitet. Ein Beispiel dafür, wie schlimm die Lage ist, zeigt dieser Winter: Im Februar fiel in der deutschen Hauptstadt Schnee, und 90 Prozent der Züge fielen plötzlich aus.
Auch andere Überraschungen können die Züge nicht verkraften: Verspätungen und Ausfälle gibt es bei starken Regenfällen, Fan-Invasionen bei Fußballspielen und Konzerten, in den Sommerferien… Und auch das Geld, das die deutschen Behörden für den Wiederaufbau bereitstellen wollen, hilft nicht: Es dürfte kaum für die Instandhaltung reichen, während die Straßen verbreitert, die Zahl
der Flüge, Züge und Mitarbeiter erhöht werden muss.
Auch die Deutsche Bahn kann nicht gut mit ihren Mitarbeitern umgehen. Aber das ist eher ein Problem der deutschen (oder sogar der gesamten europäischen) Wirtschaft. Während der Pandemie wurde die Zahl der Mitarbeiter drastisch reduziert, und mit der Erholung der Reisebranche wurden die Leute knapp. Das Unternehmen, das seit fast hundert Jahren verschuldet ist (Mitte 2024 betrug die Gesamtverschuldung beispielsweise 34 Milliarden Euro), hat sicherlich nicht das Geld, um neue Mitarbeiter einzustellen oder alte zu motivieren. Daher die Streiks. Daher die Verspätungen. Für jeden Tag des Ausfalls hat die Fluggesellschaft 1 Milliarde Euro verloren. War es das wert, nicht mit den Gewerkschaften zu verhandeln? Das ist die große Frage.
Was das Paket an Problemen vervollständigt, ist die Struktur der DB selbst. Der Betreiber sowie die gesamte Eisenbahninfrastruktur befinden sich zu 100 % im Besitz des deutschen Staates.
Darüber hinaus ist das Unternehmen auch in den Bereichen Güterverkehr, Elektrizität, Logistik und – Überraschung – im britischen Verkehr tätig. Wir alle wissen sehr gut, dass Multitasking etwas auf der Ebene von Supermächten ist. Und wie die Praxis zeigt, hat die Deutsche Bahn sie noch nicht perfekt entwickelt.
Kann sie repariert werden?
Foto tagesschau.de
Die Bundesregierung verspricht, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um den deutschen Schienenverkehr zu verbessern und die deutschen Emissionsreduktionsziele bis 2030 zu erreichen. Ihr Plan sieht vor, Tausende von Kilometern Gleise, Brücken, Bahnhöfe und veraltetes Zugmaterial zu sanieren. Die Finanzmittel für die Branche wurden zwar aufgestockt, aber im Vergleich zu den Nachbarländern – z. B. der Schweiz, Luxemburg und Österreich, die 3-4 Mal mehr ausgeben – ist ein echter Wandel noch weit (sehr weit!) entfernt.
Das DB-Management hat begonnen, auf künstlicher Intelligenz basierende Technologien zu testen, die die Pünktlichkeit der Züge verbessern sollen. Sie führen auch Systeme zur Automatisierung ein, um die Mitarbeiter von Routinearbeiten zu entlasten. Es ist jedoch offensichtlich noch zu früh, um sich vollständig auf KI zu verlassen, die häufig Fehler macht.
Experten sagen, dass wir bis 2030 (und das ist das Minimum) keine Ergebnisse erwarten sollten.
Wie reist man mit dem Zug in Deutschland?
Die Züge sind zwar nicht die zuverlässigsten, aber immer noch recht schnell – eine Fahrt mit dem Auto oder Bus kann aufgrund von Staus viel länger dauern. Die Fahrpläne sind engmaschig und häufig – und selbst wenn Sie einen Zug nicht erwischen, können Sie mit dem nächsten Zug ans Ziel kommen.
Mit dem beliebten Deutschlandticket – einer unbegrenzten Fahrkarte für 58 € im Monat – können Sie so viel wie Sie wollen mit den Regionalzügen fahren (die übrigens recht pünktlich sind). Viele Reisende entscheiden sich jedoch trotz der Verspätungen weiterhin für den Hochgeschwindigkeitszug IC/ICE – die Regionalzüge sind oft überfüllt, und die Reise dauert aufgrund der komplexen Strecken mit vielen Umsteigemöglichkeiten meist länger.
Alle Reisenden empfehlen, Reisen im Voraus zu planen: mehr Zeit für die Reise einplanen, sicherere Verbindungen wählen – aber gleichzeitig flexibel und geduldig sein.